Reden, fragen, zuhören, konfrontieren, analysieren; das sind alles psychotherapie-typische Methoden, die mit Worten arbeiten. Sprache ist gegenwärtig und ist auch grundlegend. Das Besondere an der Gestalttherapie ist, dass nicht ausschließlich geredet wird, sondern auch inszeniert, d.h. etwas (das wahrnehmbare Gefühl, Problem, die aktuelle Situation) wird direkt zum Ausdruck gebracht und dadurch erfahrbar gemacht.
Die Gestalttherapie konzentriert sich darauf, im gegenwärtigen Moment präsent zu sein und das, was im Hier und Jetzt passiert, zu erforschen. Der Fokus liegt darauf, Bewusstsein für aktuelle Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen zu schaffen. Dies beinhaltet die bewusste Aufmerksamkeit für körperliche Empfindungen, Emotionen, Gedanken und Verhaltensweisen.
Die Gestalttherapie betrachtet den Menschen als eine Einheit von Körper, Geist und Seele. Sie strebt danach, diese verschiedenen Aspekte des Selbst zu integrieren, um ein Gefühl von Ganzheit und Einheit zu fördern.
Die Gestalttherapie betont die Selbstverantwortung und Selbstregulierung des Individuums. Sie ermutigt die Menschen, Verantwortung für ihr eigenes Leben zu übernehmen, Entscheidungen zu treffen und die Konsequenzen ihres Handelns zu akzeptieren.
Es werden auch kreative Techniken und Experimente genutzt, um den individuellen Ausdruck und die Selbstentfaltung zu fördern. Dies kann die Verwendung von Kunst, Musik, Bewegung oder anderen kreativen Ausdrucksformen beinhalten. Besonders in Selbsterfahrungsgruppen kommen diese Elemente zum Einsatz.
Die therapeutische Beziehung spielt eine zentrale Rolle in der Gestalttherapie. Die „Ich-Du-Ebene“ Martin Bubers ist die Zielvorstellung für die therapeutische Grundhaltung. Das Wesentliche sind nicht die beiden Individuen, sondern das „Dazwischen“, das beide vereint. Die Therapeutin ist präsent, begegnungsfähig, an der Klientin / dem Klienten interessiert, akzeptiert diese/n und lässt sich auch innerlich von ihr bzw. ihm berühren. Die Therapeutin agiert als aktiver und unterstützender Partner im Prozess der Selbsterforschung und Veränderung.
Der „leere“ Stuhl, Rollenspiele, Traumarbeit, kreative Visualisierungen, Achtsamkeitsübungen und viele weitere therapeutische Übungen, Techniken, Experimente, Interventionen werden angewendet, solange sie auf die Erweiterung des Gewahrseins zielen und sie aus der dialogischen und phänomenologischen Haltung entstehen.
Eine Gestalt ist eine Figur (Impuls, Bedürfnis, Empfindung), die vor dem subjektiven Erfahrungshintergrund des Klienten oder der Klientin, zu einem sinnvollen Ganzen (Gestalt) organisiert wird.
„Die Bedeutung entsteht aus der Beziehung zwischen Figur und Grund.“ (Lore Perls)
In der Gestalttherapie geht es darum, diese Gestaltbildung durch die Förderung der aktiven Wahrnehmung des Klienten zu ent-automatisieren.
Automatisierte beziehungsweise fixierte Gestalten waren womöglich in der Vergangenheit dienlich – im Hier und Jetzt sind sie es womöglich nicht mehr.
Fixierte Gestalten können beispielsweise sein:
• Feste Glaubenssätze, wie zum Beispiel: “Wenn ich mich in meiner Schwäche zeige, werde ich nicht geliebt.”
• In der Kindheit gelernte Verhaltensmuster: „ich bin schuld“
Durch die Auflösung dieser “fixierten Gestalten” werden – Energieressourcen mobilisiert und es eröffnet sich ein neuer Handlungsraum für ein selbst bestimmteres Leben.
Die Gestalttherapie ist eine Form der Psychotherapie, die aus der Psychoanalyse hervorgegangen ist und die von Fritz Perls, Laura Perls und Paul Goodman in den 1940er Jahren wesentlich weiterentwickelt wurde durch Einflüsse der Gestaltpsychologie, des Existenzialismus, der Phänomenologie und des dialogischen Prinzips Martin Bubers.
Sie basiert auf humanistischen und phänomenologischen Prinzipien und zielt darauf ab, das Bewusstsein für das Hier und Jetzt zu fördern und die Integration von Körper, Geist und Gefühlen zu unterstützen.